London - Safety first
20:36... jedoch nicht in unsrer WG!
Nach meiner etwas holprigen Ankunft in London sammelte mich
unser Housekeeper (oder auch Hausmeister/Verwalter/Maedchen fuer alles), Dai
genannt, nach meinem ersten Schultag vor der Schule ein und brachte mich zu
meiner neuen WG. Den dreissig minuetigen Weg dorthin verbrachten wir mit einer
mehr oder minder fluessigen Unterhaltung, was sich jedoch recht schwierig
gestaltete aufgrund Dais knapp bemessener Englischkenntnis.
Wie es wohl jeder getan haette fragte ich natuerlich auch
wie sicher die Wohngegend ist. Mit seiner Antwort: ‚Save area, really. Once
someone was robbed, but save area’ war ich, kurz zweifelnd aber mehr oder
weniger beruhigt.
Nach der Schluesseluebergabe und einer knappen Fuehrung
durch die Wohnung, in der das Wohnzimmer, welches ich erst 4 Wochen spaeter
entdecken sollte, keinerlei Erwaehnung fand, wurde ich mir selbst ueberlassen.
So plaetscherten die Wochen vor sich hin. Meine
anfaenglichen Mitbewohner bestehend aus einer Deutschen, drei Japanerinnen und
einem Griechen, wechselten zu zwei Rusinnen, drei Japanerinnen und einem
spanischen Paerchen, bis hin zur aktuellen Situation: vier Japanerinnen, einer
Russin und ich.
Alles ging seinen gewohnten Gang, bis hin zu letzten
Dienstag. Nach den ueblichen acht Stunden Schule machte ich mich auf den Weg
nach Hause. Dort angekommen stand ich vor unserer Haustuer und durfte
feststellen: Mein Schluessel passte nichtmehr. Stattdessen hing dort ein
Zettel, der mir mitteilte, das auf Wunsch eines Studenten unser Schloss
ausgetauscht worden ist. Sollte auf meiner klingeln niemand reagieren, soll ich
doch bitte zu Haus 105 laufen, dort wuerde man mir weiterhelfen…
Aber ich hatte Glueck, nach einmaligen klingeln oeffnete mir
meine russische Mitbewohnerin Valentina die Tuer, welche anfangs von dem Zettel
genauso verdattert war wie ich, jedoch konnte die Erklaerung unserer neuen
japanischen Mitbewohnerin Yui einigermassen Abhilfe schaffen.
Nachdem sie Sonntag eingezogen war, hatte sie wie alle
anderen Schueler von Bloomsbury montags ihren Einstufungstest, aufgrund ihrer
Ergebnisse kam sie zufaellig in die selbe Klasse, wie unser ehemaliger
griechischer Mitbewohner John. Die beiden kamen ins Gespraech, da sie sogar das
gleiche Zimmer bewohnten.
Wie auch ich zu Beginn, fragte Yui nach, wie sicher denn die
Gegend ist in der wir leben.
Johns Antwort jedoch unterschied sich um Welten von der
Antwort, die ich einen Monat zuvor gehoert hatte.
Der Satz ‚Once someone was robbed’ war naemlich eine dezente
Untertreibung: Kurz vor meinem Einzug wurde unser lieber Mitbewohner John
nachts auf offener Strasse zusammengeschlagen und bekam sowohl Geldbeutel als
auch Schluessel geklaut. An sich koennte man sagen, ‚okay, London ist eine
Grosststadt, so was passiert halt’. Das Problem an der Sache war jedoch: An saemtlichen
Schluesseln unsrer Wohnung ist ein Anhaenger mit Adresse und Zimmernummer
drauf, sodass auch ja jeder weiss, wo man hin gehoert.
Wer nun eins und eins zusammen zaehlen kann, weiss wo das
Problem liegt: Nicht nur wir wissen, wo wir hingehoeren, sondern der Dieb weiss
eben auch zu welchem Haus dieser Schluessel gehoert. Die Wohnungsadministration
hat das jedoch herzlich wenig interessiert, sodass wir die letzten 5 bzw 6
Wochen nichtsahnend hier gelebt haben und moeglicherweise Tag fuer Tag jemand unbemerkt
ein und ausgegangen ist in unsrer Wohnung.
Yui war nun die erste, die das ganze mitbekommen hat und
sich gott-sei-dank postwendend beschwert hat, sodass nun, mit neuem Schloss, alles
wieder hoffentlich sicher ist. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt wuerd ich dazu
mal sagen – wobei man natuerlich nie weiss, wie viele derartige Leichen unsere
Wohnungsadministration noch im Keller hat.
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